Freude, Angst, Wut: Warum wir fühlen, was wir fühlen

Emotionen sind ständige Begleiter in unserem Alltag. Sie färben unsere Wahrnehmung, lenken unsere Entscheidungen und prägen unsere Beziehungen. Aber was sind Emotionen eigentlich? Warum fühlen wir, was wir fühlen? Und wie können wir lernen, unsere Emotionen besser zu verstehen und zu regulieren? In der neuen Podcastfolge von „Was ist los im Kopf?“ nehmen wir euch mit auf eine Reise in die faszinierende Welt der Gefühle.

Ein bunter Mix Lebendigkeit

Unser Leben wäre ohne Emotionen kaum vorstellbar. Sie machen uns lebendig, lassen uns leidenschaftlich lieben und tiefe Verbundenheit spüren. Sie sind uns jedoch nicht immer angenehm, denn sie konfrontieren uns auch mit Angst, Wut, Trauer und vielen anderen Facetten des menschlichen Gefühlsspektrums. Dabei haben sich Emotionen im Laufe der Evolution entwickelt, um unser Überleben zu sichern. Sie helfen uns, Gefahren zu erkennen, Bedürfnisse zu kommunizieren und unser Verhalten an die jeweilige Situation anzupassen. So warnt uns Angst vor Bedrohungen, Wut hilft uns, Grenzen zu setzen, und Freude motiviert uns, neue Herausforderungen anzunehmen.

Emotionen – mehr als nur ein Bauchgefühl

Wissenschaftlich betrachtet sind Emotionen komplexe psychische Zustände, die unser Erleben und Verhalten beeinflussen. Sie umfassen körperliche Reaktionen wie Herzklopfen und Schwitzen, Verhaltensweisen wie Mimik und Gestik sowie unser subjektives Erleben, das wir im Alltag oft als „Gefühl“ bezeichnen.

Emotionen entstehen nicht allein als unmittelbare Reaktion auf Reize von außen, sondern auch durch die subjektive Interpretation und Bewertung dieser Reize. Dabei spielen kognitive Bewertungen eine entscheidende Rolle dafür, welche Bedeutung ein Ereignis für uns hat und wie wir emotional darauf reagieren. So kann derselbe Reiz bei verschiedenen Personen unterschiedliche Emotionen auslösen.

Auch körperliche Empfindungen beeinflussen unser emotionales Erleben. Körperliche Veränderungen wie ein erhöhter Puls, Muskelanspannung oder Erröten, die durch das autonome Nervensystem gesteuert werden, wirken sich auf unsere Gefühle aus. Ein ängstlicher Gesichtsausdruck kann beispielsweise das Gefühl von Angst verstärken. (Zum Zusammenhang zwischen Körper und Emotionen hört gerne auch die Podcastfolge zu Embodiment an.)

Daneben prägen soziale Normen, also kulturelle Einflüsse, wie wir Emotionen ausdrücken. In westlichen Kulturen ist es beispielsweise üblich, Trauer offen zu zeigen, während in anderen Kulturen ein zurückhaltenderer Ausdruck von Trauer erwartet wird.

Und obwohl wir oft glauben, rationale Entscheidungen zu treffen, spielen Emotionen dabei eine entscheidende Rolle. Unser Bauchgefühl ist z. B. nichts anderes als die Erinnerung an vergangene Gefühle in ähnlichen Situationen. Frühere Erfahrungen beeinflussen also unsere Entscheidungen, selbst wenn wir uns dessen nicht bewusst sind.

Und was passiert im Kopf, wenn wir Emotionen erleben?

An der Verarbeitung und Regulation von Emotionen sind unterschiedliche Bereiche unseres Gehirns beteiligt. Es gibt nicht ein spezifisches Emotionszentrum, sondern komplexe neuronale Netzwerke, die verschiedene Hirnareale miteinander verbinden. Zu den wichtigsten Beteiligten gehören:

  • die Amygdala: Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen, insbesondere Angst. Die Amygdala bewertet Reize und entscheidet blitzschnell, ob eine Situation als bedrohlich eingestuft wird. Mehr dazu könnt ihr in der Podcastepisode Stress lass nach! hören.
  • die Insula: Sie verarbeitet sensorische Informationen aus dem Körper und ist an der Entstehung von Gefühlen beteiligt, die mit körperlichen Empfindungen verbunden sind, wie zum Beispiel Ekel oder Schmerz.
  • der präfrontale Kortex: Er ist an der Regulation von Emotionen beteiligt. Insbesondere spielt der dorsolaterale präfrontale Kortex eine Rolle bei der kognitiven Neubewertung von Situationen, die es ermöglicht, Emotionen zu kontrollieren und zu modifizieren.

All diese Hirnareale kommunizieren miteinander und tauschen Informationen aus, um eine angemessene emotionale Reaktion auf eine Situation zu gewährleisten.

Warum sind Emotionen und Emotionsregulation wichtig für unser psychisches Wohlbefinden?

Emotionen sind wichtige Signale, die uns helfen, unsere Bedürfnisse zu erkennen und unser Verhalten zu steuern. Sie zeigen an, ob unsere Bedürfnisse erfüllt sind. Wut signalisiert beispielsweise, dass unsere Grenzen verletzt wurden, und gibt uns Energie, uns zu wehren. Angst schützt uns vor Gefahren. Positive Emotionen wie Freude und Glück sind nicht nur schön zu erleben, sondern tragen auch zu unserem Wohlbefinden bei. Sie sind ein Indikator dafür, dass unsere Bedürfnisse erfüllt sind, und dienen als Puffer gegen negative Emotionen. Indem wir positive Emotionen aktiv kultivieren, zum Beispiel durch Selbstwertschätzung oder positive Aktivitäten, stärken wir unsere emotionale Widerstandsfähigkeit und erhöhen unsere Lebenszufriedenheit. So haben wir mehr Kapazität, mit Emotionen wie Wut und Trauer umzugehen.

Auch wenn wir von positiven und negativen Emotionen sprechen: für unser psychisches Wohlbefinden ist es wichtig, dass wir alle Emotionen zu akzeptieren und die Fähigkeit zur Emotionsregulation entwickeln, um einen gesunden Umgang mit ihnen zu erlernen. Denn wenn wir unsere Emotionen dauerhaft unterdrücken, kann das negative Folgen für unsere psychische und physische Gesundheit haben. Es kann zu Stress, psychischen Problemen und Schwierigkeiten in Beziehungen führen. Denn unterdrückte Emotionen werden nicht verarbeitet und können sich in Form von körperlichen Symptomen wie Muskelverspannungen oder Schlafstörungen äußern. Das wiederum kann zu einem Teufelskreis aus Vermeidungsverhalten, Stress und verminderter emotionaler Kompetenz führen. Emotionsregulation umfasst alle Mechanismen, mit denen wir unsere Emotionen beeinflussen. Dadurch können wir die Art, Intensität und Dauer unseres emotionalen Erlebens steuern und so unsere Ziele erreichen und Bedürfnisse erfüllen. Zu den Strategien der Emotionsregulation gehören z, B. Situationswahl, Aufmerksamkeitslenkung und Neubewertung von Situationen.

In unserer Podcastfolge stellen wir euch verschiedene Strategien vor, die euch dabei helfen, eure Emotionen besser zu verstehen und zu regulieren. Hört rein und entdeckt, wie ihr alle eure Emotionen für euer Wohlbefinden nutzen könnt!

Katja Tressel


Dieser Blogartikel begleitet die Podcastepisode „Freude, Angst, Wut: Warum wir fühlen, was wir fühlen. Unsere Emotionen.“ (von „Die Psychologinnen„); verfügbar überall wo es Podcasts gibt.

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